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Morgen in der Welt

 
Das Licht kehrt zurück. Aber dafür ist der Schnee weg und der Winter ist mir auch irgendwo abhanden gekommen. Aber allen Intendanten und Herausgeber sei gedankt, dass mir die Medien nicht abhanden kommen. Denke ich nach an welche Sendungen oder Artikel ich mich erinnern könnte, so bleibt das Becken wo die Erinnerungen hineinfließen sollten, leer. Die kärglich Reste nachhaltiger Medien-Erinnerung sind Bruchstücke, die sich aus arte-, 3sat-, Spiegel- oder Zürcher-Resten zusammensetzen. Wenn ich nicht vor dem TV-Geräte, Zeitungen oder Magazinen sitze, fehlt mir jegliche Erinnerung an Erlebtes. Mediale Narkolepsie durch Überkonsum. Mein Tag besteht ja nur aus Medien. Mein Leben der letzten 15 Jahre besteht ja eigentlich nur aus Medien. Mein Leben besteht aus Milliarden medialer Bruchstücke. Aber natürlich nicht alleine. Die Bruchstücke sind nur ein kleiner Teil bruchstückhaften Lebens.

Der Winter ist mir durch die Finger geglitten. Die Hoffnungen noch weiter kalte, sonnige Tage geniessen zu können, lasse ich allmählich fahren. Das Büro-Fenster ist schon den ganzen Tag offen. Ab und zu durchbricht Vogel-Gezwitscher das KollegInnen-Getratsche. Es scheint sich zu frühjahren. Die Tage sind schon merklich länger. Der Schmerz bei Tageslicht vorm Monitor zu hocken wird stärker. Ein Montag ist ein erbärmlicher Medientag. Die Tageszeitung haben zwar Ideal-Dicke aber die Informationssuppe hat auch ihre Dünne und Tücke. Und der Montag ist auch im TV ein klassischer Schwachpunkt. Magazine mit Homestories von B- und C-Prominenz. Der Spiegel rettet den Montag aus seiner medialen Agonie.
Und an die Zeit als das Wünschen noch geholfen hat, kann ich mich längst nicht mehr erinnern. Aber auch der Sonntag war nicht unbedingt ein erfüllender Medientag. Die Teenie-Love-Story Spiderman und ein Tatort mit einem seltsamen Thema waren sicher kein Grund heute morgen nicht ins Büro zu wollen. Ö1 - contra und matrix - waren die letzten Auswege aus dem niederträchtigen Rezeptionssonntag. Natürlich gibt es auch Tonnen von Bücher, die das fragwürdige Medien-Niveau überbrücken helfen. Reicht jedoch die Kraft für fordernde Texte nicht, bleibt in einer unkommunikativen Phase – für Family & Friends ennervierende Einsilbigkeit – oft nur der elektronische Medienrausch. Ein schwacher Trost!

Es gibt Poppel, die aus der Ferne betrachtet gar nicht auffallen. Selbst aus der meist nicht zufälligen Nähe offenbart sich erst durch Involvement die Komplexität des Poppels. Und seiner Fallstricke. Auf den Kommunikationsalltag umgelegt, kulminiert das in folgender Begebenheit: In einer Aussendung freut sich eine Agentur über eine, einem spezifischen Konsumentenkreis zugeschnittene und dadurch auch nicht für alle User sichtbare Online-Kampagne. Auftraggeber ist ein internationaler Markenartikler. In das Projekt sind weitere Subdienstleister miteinbezogen worden. Die Aussendung wird zu einer Nachricht verarbeitet und publiziert. Postwendend kratzt ein Sublieferant an der Tür und weint (im metaphorischen Sinn). Wir haben ja eigentlich mehr getan als der Grosse lautet der sinngemässe Kommentar. Klatsch. Maulschelle!
Subtext: Die Frage ist wer hier wen ausspielt und sich zuerst aus dem Dunkel verrauchter Agenturstuben an das Licht der Öffentlichkeit wagt! Der Mutige gewinnt. Der Langsame verliert und weint! Oder macht einen Dritten zum Sündenbock. Weitere Variante: Der Mutige und der Langsame funktionieren die Kooperation für kurze Zeit zu einer Allianz um und bringen Dritte zum Weinen.
Kontext: Es gibt eine Reihe von Kommunikationsexperten in dem Land, die im Alltag an kleinen Aufgaben versagen und die Übersicht verlieren. Vor Auditorien aber immer wieder auf ihr fachliches Wissen hin bewundert werden wollen und Unterwerfung verlangen.
Konklusio: Jede Kommunikation wäre entwickelter würden die allgemein menschlichen Fähigkeiten als ihr Fundament nicht hintangestellt werden. Mit der Kommunikation und dem dahinterstehenden Menschen handelt es sich oftmals auch um ein Gespann wie Mensch und Hund. Blöde oder abgerichtete Hunde schaden und nerven. Ein erzogener Hund ist der friedvollste und treueste Begleiter durch Dick und Dünn.

ce weekend has gone. die tv-welt war nicht die rede wert. enzesbergers zuweisung "tv ist ein nullmedium" hat sich einmal mehr bewahrheitet. insoferne hat die werbefinanzierung durchwegs ihr gutes. müsste mensch noch für das ganze prosieben-sat1-rtl-vox-etc.-gebrabbel bezahlen, würde sich noch mehr mensch als sonst ruhe- und ziellos über öffentliche plätze treiben lassen. da wärs mit der ruhe mancherorts dahin. gottseidank hat uns irgendein gottseibeiuns das werbefinanzierte fernsehen geschenkt. was täten wir an samstagen und sonntagen auf hochfrequentierten kaffeehaus-vorplätzen oder in erdrückend vollen bussen und u-bahnen nur weil sich niemand die programme von allerlei deutschsprachiger tv-stationen reinziehen möchte.

zwei tage wiener kongress liegen hinter der heimischen medien-landschaft. quasi die red zac liga der deutschsprachigen medienszenerie. aus der obersten spielklasse waren besucher vor ort und erläuterten wie komplex und umfangreich der bezugsrahmen des geschäfts von big playern doch sein kann. in anbetracht der dimensionen gefielen sich die heimischen verleger und medien-macher dann doch wieder im gegenseitigen und auch selbstverliebten nabelbegutachten. dafür kann keiner der essen-/münchen- oder hamburg-mediendeutsch sprechenden manager darüber sprechen wie es ist eine konzentration zu beherrschen. die aus dem ständigen wettbewerb resultierende demut und realistische distanz zu sich selber macht schon unterschiedliche menschen. die konzentrierten vierfarb-kleinformat-blätter-zampanos lassen diese charakterzüge deutlich vermissen. das führt dazu, dass unbequeme frager von feisten verlegern vor versammeltem farbrotierendem volke verdammt werden. die höflinge und günstlinge vermessen den solcherart gestutzten meinungsäusserer biometrisch auf seine position, um ihm fallweise insertionen zu empfehlen. es sei denn er lege es auf eine öffentliche vernichtung an. der konzentrierte herrscher wofe hat den ruf der aus gütersloh zu verteidigen. und seinem säckel tuts alleweil gut.

 

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